3.3 Wie ein gutes Gespräch ablaufen soll

Ein gutes Gespräch basiert auf gutem Zuhören und der Unterstützung des Patienten bei der Formulierung seiner Anliegen und dem Verständnis der angebotenen Inhalte.

Das aktive Zuhören beschränkt sich dabei nicht nur auf das Beantworten von gestellten Fragen, sondern auch auf dem Erkennen und Erwidern von Gefühlsregungen die vom Patienten ausgehen.

 

Aktives Zuhörenaktives Zuhören

  • Stellen Sie früh einen angemessenen Augenkontakt mit dem Ratsuchenden her.
  • Stellen Sie offene Fragen, also Fragen die nicht nur mit einem einfachen ja oder nein beantwortet werden können. Regen Sie den Patienten zum Erzählen an.
  • Gehen Sie auf die angebotenen Informationen näher ein.
  • Ãœberprüfen Sie das Verständnis auf Seiten des Patienten. Wurden alle bereitgestellten Informationen richtig verstanden und aufgenommen?

 

Wie informiere ich richtig über eine bevorstehende Intervention?

Patienten kennen oftmals die diagnostizierte Krankheit nicht und viel seltener wissen sie etwas über die Behandlungsmöglichkeiten. Nehmen Sie sich daher die Zeit und klären Sie den Ratsuchenden über die Möglichkeiten so auf, dass dieser diese versteht.

  • Beschreiben Sie die gewählte Behandlung in eigenen Worten.
  • Welche Auswirkungen wird das zur Folge haben?
  • Wie lange dauert die Behandlung und wann kann mit ersten positiven Effekten gerechnet werden?
  • Welche Nebenwirkungen sind zu erwarten?
  • Gibt es Alternativen? Welche wären das?
  • Was passiert, wenn keine oder erst später eine Intervention vorgenommen wird?

Gerade dann, wenn besonders schlechte Nachrichten überbracht werden müssen, liegt es in Ihrer Verantwortung, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass der Patient durch diese nicht noch weiter negativ beeinflusst wird. Falls es die Umstände erfordern, sollte zusätzliche Hilfe (z. B.: Begleitperson, psychologische Hilfe) zur Verfügung stehen. Handelt es sich beim Patienten um eine labile Person, so können entsprechende Schritte auch ohne deren Zustimmung gesetzt werden (berücksichtigen Sie dabei aber immer die rechtliche Situation).

Von medizinischer Seite kann es wiederum notwendig sein, dass weitere Spezialisten konsolidiert werden müssen oder das ein medizinischer Eingriff umgehend zu erfolgen hat. Ist das der Fall, dann veranlassen Sie das umgehend, um weiteren Schäden vorzubeugen.

 

Herausforderungen für die Zukunft am Beispiel Amerika

Amerika ist bereits heute ein Land in dem viele unterschiedliche Rassen, ethnische Gruppen und kulturelle Unterschiede anzutreffen sind. Es wird davon ausgegangen, dass es im Jahr 2043 keine Gruppe mehr gibt, die die Mehrheit darstellt, viel mehr wird es eine Vielzahl von namhaften Kleingruppen geben. Den größten Anteil stellt dann die nicht-spanische weiße Bevölkerung (non-Hispanic white population) dar. (26)

Heute stellen diese Minderheiten rund 37 Prozent der gesamten U.S.-Bevölkerung dar, 2060 werden es bereits 57 Prozent sein. Die Veränderungen bringen es mit sich, dass es in der Gesundheitsversorgung zu Veränderungen kommen wird. Immer öfter wird man mit folgenden Gruppen Gespräche führen und Gesundheitsdienstleistungen erbringen:

  • Älteren Patienten.
  • Patienten, die sich aufgrund Ihrer Rassen-, ethnischen und kulturellen Zugehörigkeit unterscheiden.
  • Anderen unterversorgten Bevölkerungsgruppen.

Die Kommunikation mit den Patienten wird zunehmend an Bedeutung gewinnen, da es für den Patienten dann erst möglich sein wird, die angebotenen Informationen richtig zu verstehen und sich dementsprechend danach zu verhalten. Wenn das gelingt, dann ist zu erwarten, dass die Patientenzufriedenheit steigen wird, Ängste vor dem Arztbesuch abgebaut werden, Behandlungsfehler und Missverständnisse reduziert werden und sich ein schnellerer Therapieerfolg unter Einsatz weniger Verschreibungen einstellt.

Im Anhang finden Sie speziell für Gesundheitsexperten noch weitere Kommunikationstipps.

 

Der informierte Patient als Folge einer guten Informationsversorgung

Jeder Bürger hat das Recht auf eine angemessene Beratung und Aufklärung im Zuge eines Arzt-Patienten-Gesprächs durch seinen Vertrauensarzt. In diesem Zusammenhang steht ihm auch eine qualifizierte und sorgfältige medizinische Behandlung zu. Die Rechte und gleichsam die Pflichten eines Patienten sind in der Patientencharta festgeschrieben. Die sogenannten Patientenrechte sind in der Europäischen Union auf sehr unterschiedliche Weise entstanden. In Österreich ist die Informationspflicht von Ärzten durch spezielle Gesetze geregelt.

Eine große Mehrheit der Patienten wünscht sich, bei Entscheidungen, die Einfluss auf den aktuellen Gesundheitszustand haben, beteiligt zu werden. Natürlich gibt es auch jene, die die gesamte Verantwortung den Gesundheitsexperten übertragen. Die Gründe dafür können vielfältig sein. Es sind vor allem jene Personen mit einem höheren Alter oder mit einer geringeren Gesundheitskompetenz.

Nur ein informierter Patient kann sich am Entscheidungsprozess aktiv beteiligen. Fehlen Ihm die notwendigen Informationen, so kann er weder für oder gegen eine Maßnahme sein.

Als Patient sollten Sie nicht nur ein grundlegendes medizinisches Verständnis und Interesse haben, Sie sollten zudem wissen, dass den Rechten auch Pflichten gegenüber stehen.

Ein gekürzter Auszug aus den Rechten eines Patienten

 

Sie haben ein Recht auf:

  • Eine freie Arztwahl
  • Aufklärung und umfangreiche Informationen die mit Ihrer Behandlung in Verbindung stehen.
  • Einsicht in Ihre Akten
  • angemessene Besuchs- und Kontaktmöglichkeiten mit der Außenwelt
  • psychologische oder seelsorgerische Betreuung
  • würdevolles Sterben

Zu Ihren Pflichten zählt vor allem die Einhaltung von Therapierichtlinien.

Wenn Sie sich in Ihren Rechten verletzt fühlen oder glauben, dass es zu einem Behandlungsfehler gekommen ist, dann wenden Sie sich an eine der Patientenvertretungen wie beispielsweise die Patientenanwaltschaft.

Das erste oben genannte Recht bezieht sich auf die Aufklärungspflicht durch den Arzt. Es liegt somit in seiner Verantwortung, Sie ausführlich und in einer Ausdrucksweise zu informieren, die für Sie unmissverständlich ist.

 

Überprüfen Sie anhand der Checkliste selbst, wie gut Sie über Ihren Gesundheitszustand Bescheid wissen:

Krankheit

  • Kann ich die Symptome und Krankheitszeichen ausreichend beschreiben?
  • Was vermuten Sie selbst als Krankheitsursache?
  • Ist ein Arztbesuch notwendig?

Diagnose

  • Können Sie damit etwas anfangen und wissen Sie welche Auswirkungen diese auf Ihr Leben hat?
  • Sind weitere Untersuchungen notwendig?

Behandlung

  • Welche Folgen hätte eine unwirksame oder fehlende Behandlung?
  • In welchem Ausmaß ist mit Nebenwirkungen zu rechnen?
  • Gibt es Alternativen?
  • Was können Sie zum Therapieerfolg noch beisteuern?

Es ist wichtig, dass Sie zu allen Fragen zumindest näherungsweise die Antworten kennen. Wenn Sie verstehen, um welche Erkrankung es sich handelt und warum es wichtig ist, sich an die Empfehlungen des Arztes halten, steigt die Wahrscheinlichkeit für einen nachhaltigen Therapieerfolg.

Ein Beispiel aus dem Alltag: Als Autofahrer meiden Sie Schlaglöcher, weil Sie Ihr Fahrzeug beschädigen könnten und Sie wissen, dass Sie nicht zu schnell fahren dürfen, weil sonst eine Bestrafung durch die Polizei droht. Aufgrund Ihres Vorwissens und Ihrer persönlichen Erfahrungen passen Sie Ihr Verhalten den Gegebenheiten an.

Die Bereitschaft von Patienten zur Mitarbeit bei diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen wird in der Medizin als „Compliance“ bezeichnet. Sie setzt aber eine gleichberechtigte und vertrauensvolle Partnerschaft zwischen dem Arzt und Patienten voraus. In einer Partnerschaft ist es wichtig, dass sich alle Beteiligten aufeinander verlassen können und mit realistischen Vorstellungen arbeiten.

Verlassen heißt, dass Patienten den Arzt vollständig über die Gegebenheiten informieren und über allfällige Abweichungen des Therapieplans informieren. Gleichzeitig wollen wir aber auch über alle relevanten Therapiemöglichkeiten informiert werden.

Bleiben Sie realistisch und kritisch, wenn es um den Behandlungserfolg geht. Ihr Arzt wird Ihnen mit all seinen zur Verfügung stehenden Mitteln helfen. Nicht jede Krankheit kann aber vollständig geheilt werden. Sollte Ihnen einmal ein Arzt oder selbsternannter Heiler die vollständige Heilung einer jeden Krankheit versprechen, so ist kritisches Misstrauen angebracht. Bevor Sie Zeit, Geld und Ihre Gesundheit opfern, suchen Sie lieber einen vertrauenswürdigeren Gesundheitsexperten auf. Alternative Behandlungsmethoden zusammen mit der bekannten Schulmedizin können den Behandlungserfolg erhöhen, sollten aber nicht alleine als Entscheidungsgrundlage und Therapie herangezogen werden.

Im Sinne der Compliance (Therapietreue) ist es wichtig, dass der Patient eigenständige Impulse setzt. Die Befähigung und der Wille zur Teilnahme werden in der Literatur als Empowerment und Partizipation bezeichnet. All das setzt natürlich eine gewisse Patientenkompetenz voraus.

 

Informationen zum Referenten

Alexander Riegler, MPH, EMPH, BSc.

Alexander Riegler, MPH, EMPH, BSc.

  • Spezialist: Kommunikation, Gesundheitskompetenz, Biomedizinische Analytik
  • Erfahrung: Expert
  • Website: https://www.alexanderriegler.at
  • Alexander Riegler, der Kompetenzentwickler, ist seit vielen Jahren als Dozent an verschiedenen Hochschulen und Fachhochschulen tätig. Seine Leidenschaft ist aber das Thema "Gesundheitskompetenz". Aus diesem Grund dreht sich auf dieser Homepage alles um dieses Thema. Gesundheitskompetenz? Ein uncooler Namen? Da stimme ich vollkommen zu....

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