3 Das Arzt-Patienten-Gespräch

Das Alter bringt es unweigerlich mit sich, dass sich Krankheiten häufen. Ist man 25 Jahre, so sucht man den Arzt möglicherweise wegen einer Sportverletzung oder hartnäckigen Erkältung auf. Hat man hingegen ein Alter jenseits der 50 erreicht, so ändern sich die Gründe für den Arztbesuch. Es ist natürlich nicht ausgeschlossen, dass ein 20 Jähriger an Diabetes erkrankt oder ein 60 jähriger sich beim Tennis den Fuß verstaucht hat. In der Regel ist es jedoch häufiger umgekehrt. Die medizinische Versorgung ist glücklicherweise mittlerweile schon so weit, dass eine vorliegende Krebserkrankung nicht unweigerlich zum Tod führt. Viel eher stirbt man mit und nicht am Krebs.Fotolia 50296476 XS

Ein weiteres Problem stellt im Alter die Multimorbidität dar, das heißt, es liegt nicht nur eine behandlungswürdige Erkrankung vor, sondern mehrere. Mehrere Krankheiten können aber dazu führen, dass Sie mehr Fragen an Ihren behandelten Arzt haben und somit eine Konsolidierung länger dauern kann. Zeit, die aber nur in begrenztem Ausmaß zur Verfügung steht. Im niedergelassenen Bereich steht den Hausärzten oft nur eine begrenzte Zeit für die Behandlung aller immer Warteraum sitzender Patienten zur Verfügung. Setzten Sie daher alles daran, das Optimum herauszuholen.

Auf den nachfolgenden Seiten Sie erfahren, wie Sie sich auf den bevorstehenden Arztbesuch vorbereiten können. Wenn Sie sich an diese Empfehlungen halten, dann haben Sie den Grundstein für ein erfolgreiches Arzt-Patienten-Gespräch bereits gelegt. In Ihren Händen halten Sie dann eine Liste mit allen Symptomen zu Ihrer Erkrankung und gleichzeitig haben Sie eine Liste mit allen Medikamenten die Sie zu dieser Zeit einnehmen. Wenn Sie mit dem Arzt sprechen, vergessen Sie nicht über kurz zurückliegende Ereignisse wie beispielsweise das Ende Ihrer Raucherkarriere zu berichten.

Wenn große Entscheidungen anstehen, die möglicherweise zu einer dauerhaften Veränderung Ihres gewohnten Alltags führen oder Sie einfach das Gefühl haben, dass es besser wäre, wenn eine Vertrauensperson beim Arztbesuch dabei wäre, dann nehmen Sie einen Familienangehörigen oder guten Freund mit. Ihr Arzt wird sicher nichts dagegen haben, schließlich ist es Ihre Entscheidung, wer tiefere Einblicke in Ihren Gesundheitszustand erhält. Der Vorteil einer Vertrauensperson ist, dass falls Sie wesentliche Inhalte des Gespräches vergessen oder nicht richtig verstehen sollten, Ihnen diese Person dann immer zur Seite steht und Ihnen weiterhilft. Ähnlich verhält es sich, wenn Sie geringe Deutschkenntnisse besitzen und somit sprachliche Schwierigkeiten haben, nehmen Sie vorsichtshalber einen Übersetzer mit. Sprachliche Barrieren sollten nicht der Grund dafür sein, dass Sie Ihre Fragen nicht stellen können oder dass Ihr gesundheitliches Problem unbehandelt bleibt.

Wenn Untersuchungen durchgeführt werden, dann ist es zumeist nicht notwendig, dass der Übersetzer oder Bekannte direkt anwesend ist. Berücksichtigt werden muss, dass Übersetzer nicht beginnen dürfen, eigene Interpretationen des Gesagten zu verwenden oder nur Teile des Inhaltes zu übersetzen.

In Ihrer persönlichen Vorbereitungszeit haben Sie sich Gedanken darüber gemacht, welche Fragen Sie stellen werden. Sollten Sie mehr als drei auf Ihrem Zettel stehen haben, dann reihen Sie Ihre Fragen bitte unbedingt nach Wichtigkeit. Drei Fragen sollten den zeitlichen Rahmen der Ihnen und Ihrem Arzt zur Verfügung steht nicht sprengen. Sollten diese Fragen schnell beantwortet worden sein, dann fragen Sie den Arzt, ob Sie weitere Fragen stellen dürfen. Falls nicht, dann nehmen Sie bitte auf den Arzt und die anderen Patienten Rücksicht und zeigen Sie Verständnis für diese Entscheidung. Sofern es sich um wirklich relevante Fragen handelt, kann Sie möglicherweise der Arzt telefonisch kontaktieren oder Sie vereinbaren einen weiteren Termin zur Besprechung der offengeblieben Fragen.

Es kann bei der Beantwortung der Fragen durchaus vorkommen, dass Ihr Arzt spontan eine der Fragen nicht auf Anhieb beantworten kann. Das ist durchaus normal und es zeigt von wahrer Größe, das auch zuzugeben. Mit Sicherheit wird nach der richtigen Antwort gesucht und Ihnen bei nächstbester Gelegenheit mitgeteilt.

Das vertrauliche Gespräch zwischen dem Mediziner und dem Patienten (Ratsuchenden) ist ein sehr sensibles und zentrales Element in der Arzt-Patienten-Beziehung.

Dieses Kapitel soll dazu dienen, vorherrschende Vorurteile zu entkräften und jenes Wissen für beide Akteure zur Verfügung zu stellen, dass dann dazu genützt werden kann, um ein funktionierendes und somit effektives Gespräch zu führen.

Gestützt werden die hier vorliegenden Empfehlungen auf praktischen Erfahrungen und umfangreicher Literatur zu diesem Thema.

 

Schritt für Schritt zum Erfolg

1.) Vereinbaren Sie mit Ihrem Arzt einen Termin. 

 

2.) Bereiten Sie sich gründlich vor, denn obwohl Sie einen Termin vereinbart haben, steht dem Experten nur eine begrenzte Zeit für Sie und Ihre Fragen zur Verfügung.

Sollten Sie mehrere Fragen haben, so führen Sie eine eigenständige Reihung nach persönlicher Wichtigkeit durch. Wählen Sie vorzugsweise eine jedoch nicht mehr als zwei Fragen aus, die Sie dem Experten stellen wollen. Sofern sich die Fragen aufgrund von Informationen aus dem Internet beziehen, so achten Sie darauf, dass die Informationen von vertrauenswürdigen Seiten stammen. Idealerweise sollten die Texte von einem Mediziner oder sonstigen Experten auf dem Feld der Medizin geschrieben worden sein und Angaben über den Autor sowie das Datum der letzten Aktualisierung enthalten.

Nehmen Sie die Information in Form eines Ausdruckes samt der Angabe der Webadresse mit oder lassen Sie Ihre Fragen dem Arzt auf geeignetem Wege zukommen. Dadurch erhält der Experte die nötige Zeit, sich mit Ihrer Frage eingehend zu beschäftigen. Teilweise können Ihre Fragen auch in geeigneten Foren oder auf Internetseiten von Selbsthilfegruppen beantwortet werden.

Achten Sie aber darauf, dass medizinisches Personal oder zumindest ein Moderator die Textbeiträge der Forenmitglieder überwacht. Sollte dies nicht der Fall sein, so ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die gefundenen Beiträge weder evidenzbasiert noch wissenschaftlich gesichert sind. Denken Sie aber daran, dass keine Selbsthilfegruppe und kein Forum jemals einen Arztbesuch ersetzen kann.

 

3.) Während eines ausführlichen Gespräches werden Sie viele neue Informationen von Ihrem Arzt zu hören bekommen.

Studien haben gezeigt, dass die Aufnahmefähigkeit, bedingt durch das Alter und die Nervosität der Patienten, teilweise beschränkt ist, so kommt es vor, dass 40-80% der medizinischen Informationen bereits kurz nach dem Gespräch wieder vergessen worden sind. Unberücksichtigt dabei ist jenes Wissen, dass vom Sinn her falsch verstanden wurde. Scheuen Sie sich daher nicht, wichtige Dinge mit eigenen Worten wieder zu geben oder Fragen zu stellen, wenn Sie etwas nicht verstanden haben. Unabhängig vom Alter, kann es daher hilfreich sein, sich während des Gespräches Notizen anzufertigen oder eine Vertrauensperson mit zu nehmen.

Unter Verwendung der folgenden Checkliste können Sie sich selbst überprüfen, ob Sie über Ihre Krankheit wirklich Bescheid wissen oder Fragen offen geblieben sind (BGV).

  • Kennen Sie die Ursachen Ihrer Beschwerden und können Sie sich unter dem diagnostizierten Krankheitsbild etwas vorstellten?

  • Wissen Sie, welche Untersuchungen und/oder Behandlungen auf Sie zukommen könnten und kennen Sie deren Ziele?  Wissen Sie, welche Folgen eine Nichtbehandlung hätte?

  • Wenn Ihr Arzt konkrete Maßnahmen vorgeschlagen hat, haben Sie seine Begründung für genau diese Maßnahmen verstanden?

  • Kennen Sie den Nutzen und die Risiken der Untersuchungen und/oder Behandlungen, insbesondere die Auswirkungen auf Ihren Alltag?

  • Wurden Sie über Alternativen zu der vorgeschlagenen Maßnahme informiert?

  • Wissen Sie, wie Sie sich bis zum nächste Arztbesuch verhalten sollen?

  • Wissen Sie, an wen Sie sich für weitergehende Informationen oder Hilfsangebote wenden können? Genauere Informationen finden Sie unter http://www.informierterpatient.de.

 

4.) Gerade bei Entscheidungen die Ihre Lebensqualität oder sonstigen Abläufe Ihres täglichen Lebens beeinflussen könnten, ist es sinnvoll, sich die dafür notwendige Bedenkzeit zu nehmen.

Für Sie als Patienten ist es wichtig zu wissen, welchen Einfluss eine neue Behandlung oder die Umstellung auf ein neues Medikament in Bezug auf ihr Wohlbefinden oder ihre Lebenserwartung haben kann. Haben Sie den Mut nachzufragen, welcher Nutzen und auch welcher Schaden sich erwarten lässt, denn Sie haben das Recht und Ihr Arzt hat die Pflicht, Sie darüber aufzuklären. Die Erklärungen sollten ohne medizinischen Fachjargon stattfinden und leicht verständlich sein. Bitten Sie den Experten auch, Sie darüber zu informieren, was geschähe, wenn Sie sich gegen den Behandlungsvorschlag aussprechen. Manchmal ist auch das eine vernünftige und überlegenswerte Option. In Zweifelsfällen holen Sie eine Zweitmeinung ein.

 

5.) Vergessen Sie die e-Card nicht.

Empfehlung: wenn Sie medizinische Leistungen in Anspruch nehmen, entweder um Schmerzen zu lindern oder um Klarheit über Informationen zu bekommen, so sollten Sie sich zuerst an Ihren Hausarzt wenden (Primärversorgung), denn er ist ein geeigneter und verlässlicher Ansprechpartner. Falls es notwendig ist, bildet er die Schnittstelle zu den anderen Spezialisten und hilft Ihnen dabei, schnell die richtige Anlaufstelle im durchaus komplexen Gesundheitssystem zu finden. Ihr Vorteil dabei ist, dass Sie zielgenau die Behandlung bekommen, die Sie brauchen. Falls Sie sich immer schon gefragt haben, ob Ihr Arzt der Richtige für Sie ist, verwenden Sie Checkliste zur Erkennung einer guten Arztpraxis. Zu finden unter http://www.patienten-information.de/.

 

In den weiteren Kapiteln erhalten Sie mehr Detail-Informationen.

 

 

Informationen zum Referenten

Alexander Riegler, MPH, EMPH, BSc.

Alexander Riegler, MPH, EMPH, BSc.

  • Spezialist: Kommunikation, Gesundheitskompetenz, Biomedizinische Analytik
  • Erfahrung: Expert
  • Website: https://www.alexanderriegler.at
  • Alexander Riegler, der Kompetenzentwickler, ist seit vielen Jahren als Dozent an verschiedenen Hochschulen und Fachhochschulen tätig. Seine Leidenschaft ist aber das Thema "Gesundheitskompetenz". Aus diesem Grund dreht sich auf dieser Homepage alles um dieses Thema. Gesundheitskompetenz? Ein uncooler Namen? Da stimme ich vollkommen zu....

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