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Das Österreichische Gesundheitssystem

1. Wie unterscheiden sich Sozialversicherungssysteme von National Health Systems (NHS)?

In der folgenden tabellarischen Übersicht werden vereinfacht die Unterschiede zwischen den beiden Systemen dargestellt:

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NHS: Die Finanzierung erfolgt aus allgemeinen Steuern, wobei ein Prozentsatz der Steuereinnahmen für das Gesundheitssystem verwendet wird. Es gibt keine spezifische „Gesundheitssteuer“. Ärzte sind häufig Staatsangestellte.

Anmerkung: Steuererhöhungen in NH-Systemen sind oft schwerer umzusetzen, da die Steuergelder für verschiedene Zwecke verwendet werden können und nicht speziell für das Gesundheitswesen vorgesehen sind.

Historisch: Otto von Bismarck war ein Kaiser im „Deutschen Kaiserreich“.

 

2. Wie finanziert sich das österreichische Gesundheitssystem?

Das österreichische Gesundheitssystem ist ein beitragsfinanziertes Sozialversicherungssystem (ca. 10 % des BIP). Mit Stand 2004 wurde es zu 45 % durch die Sozialversicherung, zu 25 % durch Privatpersonen und zu 25 % durch Bund, Länder und Gemeinden finanziert. Der Rest wurde durch private Zusatzversicherungen abgedeckt. Private Haushalte tragen insbesondere durch direkte und indirekte Kostenbeteiligungen zur Finanzierung bei. Die Spitalsfinanzierung ist größtenteils Ländersache, wobei Fondskrankenanstalten pauschal zu 40 % durch die Sozialversicherung und zur Hälfte aus Steuermitteln finanziert werden.

 

3. Kurzskizze der Ausgabenentwicklung und ihre problematische Zuspitzung

Seit 2006 werden die Gesundheitsausgaben nach dem OECD-Konzept „System of Health Accounts (SHA)“ berechnet. Österreich hat die fünfthöchste Gesundheitsausgabenquote in der EU-15 und die zweithöchsten Pro-Kopf-Ausgaben. Seit 1970 haben sich die Gesundheitsausgaben von 5,3 % auf 10,1 % des BIP fast verdoppelt (ohne Pflege: 8,8 % des BIP). Seit Mitte der 90er-Jahre gab es keine großen Veränderungen in den Quoten. In den 1980er Jahren traten Finanzierungsprobleme im Sozialversicherungssystem auf, bedingt durch den Konjunktureinbruch und stark steigende Ausgaben, insbesondere für Krankenhäuser.

Anstaltspflege/Überweisungen an den Krankenanstaltenfonds:
- 1970: 21,8 % der Ausgaben der sozialen Krankenversicherung
- 2007: 25,8 % der Ausgaben der sozialen Krankenversicherung

Ärztliche Hilfe: 25,2 % auf 24,5 %
Heilmittel: 16,6 % auf 21,4 %

Die Einnahmen- und Ausgabenschere öffnet sich weiter, da die Beitragsleistungen geringer sind als die aktuellen Wirtschaftsleistungen.

 

4. Wie werden die öffentlichen Krankenanstalten finanziert?

Krankenanstalten in Österreich sind überwiegend öffentlich organisiert. Die Finanzierung der Fondskrankenanstalten erfolgt zu 40 % über die Sozialversicherung und zur Hälfte aus Steuermitteln. Seit 1997 wird das System der Leistungsorientierten Krankenanstaltenfinanzierung (LKF-System) angewandt, ein Fallpauschalensystem. Es gibt zwei Finanzierungsbereiche: den Kernbereich (Bund) und den Steuerungsbereich (Länder). Die Fonds zur Finanzierung der Fondskrankenanstalten beziehen ihre Beiträge aus Sozialversicherungen (ca. 51 %), Umsatzsteueranteilen (ca. 8 %), zusätzlichen Bundesmitteln (ca. 2 %), Landesmitteln (ca. 15 %), Gemeindemitteln (ca. 10 %) und anderen Quellen.

5. Was ist das LKF-System (leistungsorientierte Krankenanstaltenfinanzierung) – Probleme, Zielsetzungen?

Historisch basierte das System bis 1997 auf der Pflegetagsvergütung, die zu langen Aufenthalten und hohen Kosten führte. Das LKF-System wurde eingeführt, um die Finanzierung der Krankenanstalten auf eine leistungsbezogene Basis umzustellen und die Kostensteigerungen langfristig einzudämmen. Ziele sind höhere Kosten- und Leistungstransparenz, Reduzierung unnötiger Mehrfachleistungen, notwendige Strukturveränderungen und ein einheitliches, einfach zu administrierendes Instrumentarium. Kritikpunkte sind das Schnittstellenmanagement zwischen stationär und ambulant, die starke Trennung zwischen den Sektoren und die unterschiedlichen Formen der LKF in den Bundesländern.

 

6. Wie haben sich die privaten Gesundheitsausgaben entwickelt?

Die privaten Ausgaben für Gesundheit in Österreich sind im internationalen Vergleich unauffällig, sind jedoch von 1990 bis 2006 von 2,5 Mrd. auf 5,5 Mrd. Euro gestiegen. Der Anteil der Privatausgaben an den gesamten Gesundheitsausgaben liegt bei etwa 24 %, leicht über dem Durchschnitt der SV-finanzierten Systeme in der EU-15. Private Krankenversicherungen sind kein wesentlicher Finanzierungsfaktor, und die Versichertenzahlen nehmen ab, während die Prämien steigen.

 

7. Stärken und Schwächen des österreichischen Gesundheitssystems

*Stärken:*
- Freier Zugang zum Gesundheitswesen
- Hohe Zufriedenheit der Bevölkerung
- Duales Versicherungssystem (SV-Beiträge + Steuern)
- Freie Arztwahl
- Geringer Selbstbehalt bei Medikamenten
- Uneingeschränkter Zugang zu Spitzenleistungen
- Regionale Anpassung an den Bedarf

*Schwächen:*
- Fehlender Wettbewerb führt zu hohen Kosten
- Angebotsinduzierte Nachfrage und Über-/Fehlversorgung
- Finanzierung des SV-Anteils über Erwerbseinkommen
- Höchstbeitragsgrenze beschneidet Ressourcen und führt zu Besserstellung Wohlhabender
- Kompetenzverteilung führt zu Ineffizienzen und Parallelstrukturen
- Unterentwickelte Facharzt- und ambulante Versorgung
- Hohe Bettenzahlen und stat. Aufnahmen
- Hohe Ärztedichte in Ballungszentren, Facharztmangel in ländlichen Regionen

 

8. Schwerste chronische Leiden des Gesundheitswesens

- Einnahmen- und Ausgabenschere bei den Beitragsleistungen zur Krankenversicherung
- Hoher Steueranteil im Gesundheitswesen
- Steigende Lebenserwartung und Auflösung der Familienstrukturen führen zu steigender Inanspruchnahme von Krankheits- und Pflegeleistungen
- Politische Entscheidungen werden oft nicht getroffen oder nicht umgesetzt
- Getrennte Finanzierung von ambulantem und stationärem Bereich

 

9. Situation der niedergelassenen Ärzte

Niedergelassene Ärzte sind ein wichtiges Glied in der medizinischen Grundversorgung. Sie unterteilen sich in Kassenärzte und Wahlärzte. Kassenärzte haben einen Vertrag mit den Krankenversicherungsträgern, Wahlärzte nicht. Das System sieht Limitierungen und Degressionsbestimmungen vor, um die Finanzierung zu gewährleisten. Der Anteil der niedergelassenen Ärzte an den Gesamtausgaben sinkt kontinuierlich. Probleme bestehen in der Erreichbarkeit und der Finanzierung, da die Gebietskrankenkassen für den niedergelassenen Bereich zuständig sind, aber keine zusätzlichen Leistungen finanzieren möchten, die das Budget belasten.

 

10. Herausforderungen für die Langzeitversorgung

Die Herausforderungen liegen in der demographischen und gesellschaftlichen Entwicklung. Die steigende Lebenserwartung führt zu mehr hochbetagten Personen, während sinkende Kinderzahlen, steigende Erwerbsquoten der Frauen, steigende Scheidungsraten und Veränderungen in der Familienstruktur zu Finanzierungsproblemen und einem Mehrbedarf an Pflegemaßnahmen führen. Reformen werden notwendig sein, um die Langzeitversorgung zu finanzieren, entweder durch eine einheitliche Finanzierung oder durch ein duales System.

 

 

Hinweis:

Diese Inhalte werden nicht aktualisiert und können daher unter Umständen nicht mehr den aktuellen Gegebenheiten entsprechen.

Ursprünglich wurden diese Inhalte zur Selbstüberprüfung im Zuge meines Studiums von StudentenInnen erarbeitet - nachdem das Copyright (Urheberschaft der Texte) daher nicht klar war, wurden alle Fragen mittels CHATGPT 4.0 nachbearbeitet.

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Alexander Riegler, MPH, EMPH, BSc.

 

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