Mo - Fr: 9:00 - 18:00
Sa - So geschlossen
+43 664 423 36 24
Mobil
Lilienthalgasse 14
8020 Graz
Jeden Tag bekommen wir von Freunden, Experten oder über die Medien Ratschläge in Bezug auf unser Verhalten präsentiert. Das sollen wir nicht machen, stattdessen aber dafür verstärkt etwas anderes. Woher kommen diese Erkenntnisse? Woher wissen wir, was uns gesund oder krank macht? Dieser Beitrag geht auf diese Fragestellungen ein und berichtet, wie die Gründe für die Cholera-Ausbrüche 1848 geklärt werden konnten.
Ich möchte heute viel mehr der Frage nachgehen, warum jemand weiß, dass etwas für uns ungesund ist bzw. warum wir genau das Empfohlene machen sollen. Vielleicht weil wir es immer schon so machen? Oder einfach nur, weil der, der es gesagt hat, auf der Universität war?
Sie haben sicher schon öfter gehört, dass das Rauchen schädlich für unsere Gesundheit sein soll. Dieser Tatsache kann sich mittlerweile auch die Tabakindustrie nicht mehr entziehen. Wer hat das herausgefunden oder beweisen können? Soviel vorweg, es wurde bewiesen und das schon öfters.
Bevor wir uns nun den Erklärungen zuwenden noch ein paar typische Aussagen. Die Menschen in diesem Gebiet sind viel gesünder als im anderen Gebiet. Der alte Mann ist über 90 Jahre geworden und das, obwohl er raucht und durchaus immer wieder einen ordentlichen Schluck Wein trinkt. Als das sind Aussagen, die häufig zu hören sind. Möglicherweise haben Sie heute eine ähnliche schon in der Straßenbahn gehört.
Eine einfache Erklärung kann natürlich sein, "das haben die Wissenschaftler in Studien herausgefunden" und daher ist es so oder rauchen schädigt die Lunge, dass weiß doch jeder.
Liebe Leser dieses Blogs, so einfach möchte ich es Ihnen dann doch nicht machen. Gerade wenn es um die gesundheitsrelevante Basisbildung geht, möchte ich Ihnen mehr nützliche Informationen zur Verfügung stellen. Ich werde dabei nicht auf die wissenschaftlichen Details einer Studienplanung eingehen, sondern möchte Ihnen von ein paar geschichtlichen Ereignissen berichten. Das mache ich, weil ich im Zuge meiner Vorlesungen erkannt habe, dass sich das die Studenten am besten gemerkt haben. Für all die, die trotzdem auch die wissenschaftliche Studienplanung kennenlernen wollen, empfehle ich einen Beitrag von mir aus dem Downloadbereich – Epidemiologische Studienplanung.
In der Mitte des 19 Jahrhunderts kam es in London immer wieder zu schweren Cholera-Ausbrüchen bei denen sehr viele Menschen ihr Leben ließen. Ärzte und Wissenschaftler stritten zu dieser Zeit heftig über die möglichen Gründe. Besonders beliebt war die Miasma-Theorie. Diese besagt, dass die Krankheiten erst nach einatmen von schädlichen Dämpfen (Miasmen) entstehen. Man ging davon aus, dass diese vor allem dem feuchten Erdreich entweichen und so viele Menschen krank machen. Entsprechend diesen Vorstellungen wurde damit begonnen, die Böden in den Wohngebieten trocken zu legen, feuchte Gebiete zu meiden und Glücksbringer zu tragen. Heute weiß man aber, dass Cholera durch das Bakterium Vibrio Choerae ausgelöst wird. Viele Informationen die uns heute zur Verfügung stehen, waren damals völlig unbekannt.
Einem Armenarzt dieser Zeit, der auch zugleich Leibarzt von Königin Victoria war, waren die von der Cholera betroffenen Gebiete besonders gut bekannt. Er untersuchte die Ausbrüche mit erstmals mit Methoden, die auch heute noch Anwendung finden. Ausgehend von seinen Beobachtungen stellte er erste Hypothesen auf, begann mit einer Datenerhebung und analysierte diese dann. Aufgrund der daraus gezogenen Schlußfolgerungen begann er mit der Setzung von Interventionen.
Sein besonderes Interesse erweckte dabei ein Vorfall beim Cholera-Ausbruch im September 1848. Ein Seemann kehrte von einer Reise aus Hamburg zurück und starb dann im Zimmer einer Seemannsherberge. Auch der Seemann, der nach ihm das gleiche Zimmer und somit wie in dieser Zeit üblich, das gleiche Bett bezog, verstarb. John Snow vermutete, dass mit großer Wahrscheinlichkeit nicht Miasmen dafür verantwortlich waren, eher die Bettwäsche.
Von seinen Vorstellungen getrieben machte er sich selbst auf die Suche nach den Erkrankten (Fällen) und begann diese in einer eigens dafür angefertigten Landkarte (siehe Abbildung, Quelle: Wikipedia) einzutragen. Aufgrund dieser Grafik fiel im auf, dass sich viele Fälle um eine Wasserentnahmestelle (Brunnen) häuften. Leider konnte er aufgrund einer fehlenden Bezugsgröße nicht sagen, wie viele derjenigen erkrankt waren, die Wasser von einem bestimmten Brunnen holten. Zumindest aus seiner wissenschaftlichen Sicht hatte er Glück, denn bereits nach kurzer Zeit wiederholte sich die Cholera-Epidemie. Wieder machte er sich auf die Suche nach den Fällen, zeichnete diese in der Karte ein und zusätzlich brachte er aber auch in Erfahrung, woher die Verstorbenen ihr Wasser bezogen. Da es zu dieser Zeit noch keine Statistikprogramme gegeben hat, führte er die Auswertungen ohne technische Hilfsmittel durch.
Aufgrund seiner Aufzeichnungen und Ergebnisse konnte er die weitverbreitete Miasmen-Theorie zumindest in Ansetzen widerlegen und aufzeigen, dass als Hauptursache für die Erkrankungsfälle ein ganz bestimmter Brunnen verantwortlich gemacht werden konnte. Gerade diese Entnahmestelle bezog ihr Wasser über eine Rohrleitung, die ihr Wasser wiederum aus der Themse bezog. Zur gleichen Zeit gab es aber auch einen anderen Wasserversorger, dieser hatte aber seit geraumer Zeit seine Entnahmestelle weiter nach oben, also vor die eigentliche Stadt gelegt. Dies geschah, weil London seine ganzen Abwässer in die Themse geleitet hat und dadurch die Wasserqualität stark beeinträchtigt wurde.
John Snow konnte dann mit Polizeigewalt die Schließung dieses Brunnens veranlassen.
Wir sehen, dass es durchaus großer Anstrengungen bedarf, wissenschaftliche Erkenntnisse in Bezug auf Krankheiten zu gewinnen. Nicht immer sind diese Erkenntnisse erwünscht. Erinnern wir uns an die Tabakindustrie, hier verdanken wir die Erkenntnisse vor allem Sir Austin Bradford-Hill. Er konnte in einer großen Studie nachweisen, dass Raucher mit einer viel größeren Wahrscheinlichkeit einen Lungenkrebs bekommen als Nichtraucher.
Sofern Sie diese geschichtlichen Erkenntnisse interessieren, schreiben Sie mir und ich werde mehr von den großen Entdeckungen berichten.
Alexander Riegler, MPH, EMPH, BSc.
Lilienthalgasse 14/1
8020 Graz
Tel.: +43 664 423 36 24
Email: office@alexanderriegler.at
Medizinische Anfragen
Es werden keine medizinschen Ratschläge gegeben. Wenden Sie sich bitte immer an den Arzt Ihres Vertrauens.
KI-Einsatz bei Texten
Texte auf dieser Webseite wurden teilweise mit KI erstellt, überarbeitet oder geprüft. Bitte prüfen Sie bei Unsicherheiten zusätzliche Quellen.