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Grundsätzlich sollte es so sein, dass verschiedene Studien (bestenfalls randomisiert) den Nutzen eines Wirkstoffes nachweisen und aufgrund dieses nachgebrachten Beweises erst wird ein Wirkstoff als Medikament zugelassen. So zumindest die Theorie. Die Leser die Ihre Gesundheitskompetenz verbessern wollen, erfahren hier wie unterschiedlich schnell Medikamente Ihre Zulassung bekommen können.
der Verkaufsschlager Tamiflu®
Immer wieder wird von steigenden Kosten im Gesundheitsbereich gesprochen, hauptsächlich verursacht durch die ständig steigenden Aufwendungen für Medikamente. Vermutlich ist den meisten LeserInnen noch die Vogelgrippe (2005/2006) und Schweinegrippe (2009/2010) in Erinnerung. Das Wundermittel gegen diese Erkrankungen heißt Tamiflu®. Der Grippezähmer (Tame = zähmen, Flu = Grippe), ein Neuoamidasehemmer, war anfangs gar kein großer Verkaufsschlager, sondern ein eher ein Ladenhüter der erst durch die beiden oben genannten Großereignisse ein Star wurde. Regierungen, Apotheken und andere Stellen deckten sich nach Ausbruch der Erkrankungen unter Milliardenkosten mit dem Wirkstoff ein.
Ein nicht unwesentlicher Grund dafür ist die Eintragung des Tamiflu-Wirkstoffes Oseltamivir in der im März 2011 erschienen WHO-Liste der unverzichtbaren Arzneimittel. Bis heute jedoch findet sich dafür keine wissenschaftliche Basis im unabhängigen Arzneimittel-Telegramm.
Wirksamkeitsnachweis
Ein Grund warum die Wirksamkeit von Oseltamivir noch immer unklar ist, liegt daran, dass mehr als 50% der entsprechenden Studienergebnisse der Öffentlichkeit nicht zur Verfügung stehen. Eine Recherche bei verschiedenen Zulassungsstellen hat ergeben, dass zirka 60% aller randomisierten, Placebo-kontrollierten Phase-III-Studien zur Wirksamkeit von Oseltamivir niemals veröffentlicht wurden. Interessant ist in diesem Zusammenhang aber auch, dass einige dieser Studien aufgrund verschiedener Kriterien (z.B.: fehlende Daten) nicht in die Auswertung einbezogen werden konnten (Sprenger, 2012).
Die Kaiser-Studie, die mittlerweile in starker Kritik steht, konnte anhand von zehn klinischen Studien die Wirksamkeit des Medikamentes feststellen. Die Studie stellte fest, dass Tamiflu® sowohl in der Prophylaxe als auch in der Behandlung selbst positive Testergebnisse liefert. Erwähnenswert ist, dass 8 der 10 analysierten Studien aus denen die Ergebnisse hervorgehen nie veröffentlicht wurden. Vier der beteiligten Studien-Autoren waren zum Zeitpunkt der Studie im Dienste von Roche®, dem Anbieter des Medikamentes. Sven Stockrahm schreibt in diesem Zusammenhang (Zeit Online), dass der Erfolg des Grippemedikamentes vermutlich auf geschönten Ergebnissen, zurückgehaltener Studien und der mangelhaften Kontrolle der Regulierungsbehörden beruht (Stockrahm, 2012).
Am 18. Jänner 2012 wurde der neueste Band der „Cochrane Library“ veröffentlicht, darin finden sich weitere Informationen zum Thema der vorsätzlichen Blockade von Erkenntnissen über den Nutzen und die Wirksamkeit von Medikamenten durch Pharmakonzerne. Im Beitrag „Neuroamidase inhibitors for preventing and treating influenza in healthy adults and children“ geht es vor allem um die Enzymfamilie der Neuroamidase, die Wirkstoffe Zanamivir® (GlaxoSmithKline®) und Oseltamivir® (Roche®) bzw. das von Roche® auf den Markt gebrachte Medikament Tamiflu®. Der Virologe Jefferson T. und andere Gesundheitswissenschaftler haben bereits früh Zweifel an der Wirksamkeit und Seriosität bzw. der Korruptionsfreiheit der Empfehlungen für das Präparat angemeldet (Braun, 2012).
Unabhängig davon welchen weiteren Verlauf die Geschichte rund um Tamiflu in Zukunft nehmen wird, wichtig erscheint jedoch die Forderung, dass in Zukunft alle Wirkstoffe vor der Zulassung einen eindeutigen Nachweis in Bezug auf Ihren Nutzen erbringen müssen.
Braun B. (2012). "Tamiflu III": Warum ein Review auf Daten von 68% der durchgeführten Studien zum Grippe-Blockbuster verzichten muss? http://forum-gesundheitspolitik.de/artikel/artikel.pl?artikel=2064
Jefferson T. et al. (2012). Neuroamidase inhibitors for preventing and treating influenza in healthy adults and children. Cochrane Database of Systematic Reviews 2012, Issue 1.
Stockrahm S. (2012). Das Tamiflu-Geheimnis. Zeit Online, http://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2012-01/tamiflu-cochrane-wirksamkeit).
Sprenger M. (2012). Tarnen und täuschen. ÖKZ, 53 Jg.,10,16-18.
Alexander Riegler, MPH, EMPH, BSc.
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