Die Steigerung der Gesundheitskompetenz ist von gleich hoher Bedeutung wie die Bereitstellung von vertrauenswürdigen Informationen. Die Gesundheitskompetenz der Österreicher muss gesteigert werden .
Eine verminderte Gesundheitskompetenz steht in einem direkten Zusammenhang mit einem schlechteren Gesundheitszustand, einer erhöhten Ungleichheit in Bezug auf die vorhandenen Gesundheitschancen, verstärkten Nutzung von Gesundheitsdienstleistungen (z.B.: Notfalldienste) sowie einer höheren Wahrscheinlichkeit, verordnete Medikamente falsch einzunehmen.
In der Vergangenheit hatten Patienten oder allgemeiner formuliert, interessierte Personen weniger Zugang zu medizinischen Informationsquellen. Vielfach waren diese zu fachspezifisch geschrieben, sodass die Inhalte hauptsächlich nur von Gesundheitsexperten verstanden wurden. Heute stehen uns sehr viele unterschiedliche Informationsquellen zur Verfügung. Bedingt ist das durch die Veränderung der Gesellschaft, dem zunehmenden technischen Verständnis und dem verbesserten Zugang zu einem schnellen und kostengünstigen Internet.
Nicht zu vergessen ist die Notwendigkeit, als informierter Konsument von Gesundheitsdienstleistungen aufzutreten. Von den Konsumenten wird erwartet, dass Sie eine gewisse Kenntnis darüber haben, was Qualität, Kostenwahrheit und Effektivität bedeutet. Ein derartiges Wissen macht es notwendig, ständig Zugang zu angemessenen und umfangreichen Informationen zu haben. Studien zeigen immer wieder, dass die Effektivität und Verwendbarkeit von e-Health Anwendungen für viele Personengruppen niedrig ist, gerade die älteren Menschen sind verstärkt davon betroffen.
Je besser somit der Zugang zu vertrauenswürdigen Informationen ist, desto größer sind die Vorteile für Patienten und Konsumenten, welche täglich kleine und große gesundheitsrelevante Entscheidungen treffen müssen. Wir müssen uns aber im Klaren sein, dass die Informationsversorgung an sich, trotzdem nur ein kleines Puzzleteilchen im Gesamtprozess ist.
Wir alle sind täglich damit konfrontiert aus einer Menge von Daten, die für uns relevanten Informationen zu filtern. Oftmals widersprechen sich die Angaben oder verwirren uns. Dieser Umstand ist umso negativer, je weniger Wissen wir in Bezug auf eine anstehende Gesundheitsentscheidung haben. Die vorhandenen Angaben müssen grundlegend verstanden werden, Zahlenangaben richtig gedeutet, Warnungen beachtet und Ratschläge ernst genommen werden. Erst wenn alle Informationen richtig aufgenommen wurden, kann das eigene Wohlbefinden und das der Familie gesteigert werden. Das Gesundheitssystem muss den Konsumenten von Leistungen klarmachen, dass die Angebote sicher sind und den erforderlichen Bedürfnissen entsprechen.
Es ist eine große Herausforderung, den vorhandenen Gesundheitsinformationen einen entsprechend leicht verständlichen Sinn zu geben. Besonders groß ist das bei der immer weiter anwachsenden Gruppe von Personen über 65. 2050 wird rund ein Drittel der Bevölkerung in Österreich über 65 Jahre alt sein. In Amerika wird es bereits 2030 über 70 Millionen Menschen über 65 Jahre geben, das ist eine Verdoppelung der Zahl im Vergleich zum Jahr 2000.
Es entspricht durchaus der Natur der Menschen, dass ältere Menschen mehr chronische Erkrankungen haben und die Wahrscheinlichkeit somit höher ist, dass es einen erhöhten Bedarf an Gesundheitsleistungen gibt.
Die Daten des National Assessment of Adult Literacy (NAAL, 2003) unterstreichen die Wichtigkeit der Spezialisierung auf ältere Menschen und deren Herausforderungen im Bereich der Gesundheitskompetenz. Zudem verfügen gerade die über 65-jährigen Personen über ein Netzwerk von Personen mit ebenfalls geringeren Gesundheitskompetenzen. In dieser Altersgruppe findet sich auch der größte Anteil an Personen mit nur einer geringen Gesundheitskompetenz.
In Österreich ist der Zugang zum Internet einer breiten Masse an Personen möglich, ältere Menschen scheitern aber vielfach an der Nutzung, denn es sind spezifische Fähigkeiten notwendig, um diese Informationsquelle uneingeschränkt nützen zu können. So hat gerade die Generation 50+ Probleme mit den technischen Begriffen, verwendeten wissenschaftlichen Ausdrücken und Suchmaschinen, die keine geeigneten Ergebnisse liefern. Vielfach sind sie auch nicht in der Lage, die Qualität der vorhandenen angebotenen Informationen zu verstehen. Dr. Rudd von der School of Public Health, Harvard, schlägt daher vor, dass verstärkt innovative Techniken wie Touch-Screens und Sprachaktivierungen eingesetzt werden.
Ihr Aufruf an die Gesundheitsexperten lautet daher:
- Berücksichtigung und gleichzeitige Adjustierung ihrer Erwartungen und Forderungen
- Beachtung der vorhandenen Lesestärke
- Verbesserung der Schreib- und mündlichen Ausdrucksfähigkeiten
- Forcierung von Unterlagen, die speziell für ältere Personen geschrieben wurden.
Quelle:
Improving Health Literacy for older people. Extra panel report 2009, CDC. http://www.cdc.gov/healthliteracy/pdf/olderadults.pdf