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Grundsätzlich sollte es so sein, dass ein neues Medikament am Markt in seiner Wirkung besser ist als sein Vorgänger oder zumindest in einer anderen Form einen größeren Nutzen hat. Es ist aber eine Illusion, wenn man glaubt, dass neue Medikamente immer besser sind. Der Arzneiverordnungsreport aus dem Jahr 2012 belegt nun, dass nur 14 der insgesamt 24 neuen Medikamente einen Mehrwert für die Patienten haben. Leser die an einer umfangreichen Gesundheitskompetenz interessiert sind, erfahren in diesem Beitrag interessante Hintergründe.
Noch immer sind viele Menschen dem Mythos verfallen, dass ein neu zugelassenes Medikament automatisch von Grund auf teurer sein muss, weil es moderner und innovativer sei. Weil so viele diesem Mythos verfallen sind, verdient die Pharmaindustrie Millionen wenn nicht sogar Milliarden.
In Wirklichkeit ist es aber so, dass beispielsweise ein Medikament in Deutschland bereits seine Zulassung bekommt, wenn seine Sicherheit und Wirkung im Vorfeld getestet wurde. Es ist es dabei unerheblich, ob das Medikament besser ist als sein Vorgängermodell ist oder nicht.
Die Forderung, dass etwas gegen die unübersichtliche Flut an neuen und oft unvollkommenen Präparaten getan werden muss ist schon sehr alt. Umgesetzt wurde diese in Deutschland erst im Jahr 2011, denn zu diesem Zeitpunkt trat das Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz, kurz Amnog, in Kraft. Dieses Gesetz fordert nun für jedes neue Präparat eine industrieunabhängige „frühe Nutzenbewertung“.
Im aktuellen Arzneiverordnungsreport 2012 finden sich erstmals Informationen dazu. Das recht überraschende Ergebnis ist, dass nur 14 von 23 der im Jahr 2011 neu zugelassenen Präparate einen wirklichen Zusatznutzen für die Patienten haben. Das Amnog hat damit bewiesen, dass dessen Schaffung durchaus einen Sinn gehabt hat.
Die Pharmakonzerne müssen jetzt ein Dossier beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) hinterlegen. Dieser wiederum beauftragt zumeist das wissenschaftlich unabhängige „Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen" (IQWiG)“ mit der Überprüfung der eingereichten Unterlagen. Das Hauptziel der Überprüfung ist es, festzustellen ob die neuen Pillen eine therapeutische Verbesserung für die Patienten bringen. Erst nach einer positiven Feststellung eines Zusatznutzens durch das IQWiG und den G-BA beginnen die Hersteller mit dem Spitzenverband der Krankenkassen über den Preis zu verhandeln.
Von den 23 neu zugelassenen Medikamenten des Jahres konnte zumindest bei elf Präparaten ein geringer bis beträchtlicher Zusatznutzen nachgewiesen werden. Bei drei der überprüften Pillen war zwar ein Zusatznutzen erkennbar aber nicht quantifizierbar. Bei acht wiederum war überhaupt kein Zusatznutzen nachweisbar.
Die frühe Nutzenbewertung durch die unabhängige Stelle ermöglicht nun die unverfälschte Bereitstellung von Informationen über die zum Zeitpunkt der Zulassung verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse bei neu zugelassenen Wirkstoffen.
Es darf aber nicht vergessen werden, dass es noch immer Hunderte von Arzneimitteln in der Apotheke gibt, die ohne klinische Zulassung ihren Weg zu den Patienten finden.
Vor allem die im Bereich der Tumorbehandlung eingesetzten Medikamente mit sehr zielgerichteter Wirkung sind sehr teuer, haben aber teilweise nur einen marginalen Nutzen. Hier gibt es sozusagen eine starke Diskrepanz in der Kosten – Nutzen – Relation. Ähnlich ist der Sachverhalt bei den Schmerzmitteln, die neuen am Markt befindlichen Pillen sind nicht immer besser als die alten und billigeren Medikamente. Kritisch wird in diesem Zusammenhang die mögliche Einflussnahme der Pharmabranche auf das Verschreibungsverhalten der Ärzte angesehen.
Das IQWiG wäre in der Lage wesentlich mehr Bewertungen durchzuführen, jedoch stehen dafür nicht genug Ressourcen zur Verfügung.
Der Arzneimittelreport listet seinerseits zehn Analogpräparate auf, die von der Wirkung her nicht besser sind als die ohnehin schon vorhandenen Mittel. Zu den Scheininnovationen zählen: Atacand plus, Inegy, Lyrica, Seroquel, Zyprexa, Cymbalta, Targin, Blopress, Atacan und Abilify (Grill, 2012).
Allein durch den Kauf der neuen Präparate wurden von den deutschen Krankenkassen 1,6 Milliarden Euro ausgegeben. Das Einsparungspotential in diesem Fall wäre 1,3 Milliarden Euro gewesen.
Lesen Sie dazu auch den Beitrag "Keine Generika auf Verlangen".
Grill M. (2012). Arzneiverordnungsreport 2012: Ein Drittel aller neuen Pillen ist überflüssig.http://www.spiegel.de/
Wikipedia: Arzneiverordnungs-Report
Alexander Riegler, MPH, EMPH, BSc.
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