Nicht nur für Patienten ergeben sich aufgrund der geringen Gesundheitskompetenzen im Alltag immer wieder Probleme. Selbst erfahrene Gesundheitsexperten stellt das vor große Herausforderungen. Einerseits müssen diese innerhalb eines kurzen Gespräches feststellen, wie kompetent (erfahren) ein Patient in Gesundheitsfragen ist und andererseits müssen die Experten eine Ausdrucksweise finden, die optimal auf den Patienten zugeschnitten ist.
Es wäre hier natürlich einfach, wenn jemand nun die Forderung aufstellt, der Arzt soll einfach immer nur die einfachsten Worte wählen, damit jeder Patient unabhängig vom Vorwissen und dessen Muttersprache den Ausführungen problemlos folgen kann. Leider ist es nicht so einfach, denn eine solche vereinfachte Ausdrucksweise könnte unter Umständen jedes Gespräch unnötig in die Länge ziehen und aufgrund der doch sehr begrenzten Zeit pro Patienten könnten somit wesentliche Inhalte verloren gehen. Können, müssen aber nicht! Die Ausdrucksweise sollte so gewählt werden, dass sie keinen der Patienten über- oder unterfordert. Meiner Meinung nach ist das kein selbstverständliches Kunststück.
Würde man den Patienten überfordern, so würde der Patient oder einfach auch nur ein interessierter Zuhörer möglicherweise nicht verstehen, warum eine verordnete/empfohlene Medikation notwendig ist. Ohne das Verständnis wäre der Therapieerfolg in Gefahr.
Besonders problematisch ist das bei Patienten mit chronischen Erkrankungen. Gut dargestellt wird dieser Umstand auf der Infografik (in Englisch) rechts (aus Urheberrechtsgründen entfernt). Gerade hier sind die Fachleute im Gesundheitswesen gefordert, denn eine unzureichende Informationsversorgung dieser Patientengruppe kann schnell zu unnötigen Krankenhausbesuchen führen.
Erst kürzlich wurde darüber im Journal of American Medical Association in einem Artikel berichtet. Viele Patienten nützen zur Suche nach Informationen über Krankheiten Google und dessen medizinische Schlüsselwörter. Diese Vorgangsweise bringt durchaus relevantes Wissen zutage. Jedoch werden auf diese Weise vielfach auch Internetseiten vorgeschlagen und somit angewählt, die Informationen bereitstellen, die auf einem sehr hohen Niveau geschrieben wurden. Wie eigenständig nach hochwertigen Informationen im Internet gesucht werden kann, wurde schon mehrmals auf dieser Website beschrieben.
Zurück zu den vorgeschlagenen Seiten, gerade wenn auf Englisch gesucht wird, so wird für das Lesen der Texte vielfach der Abschluss einer höheren Schule oder einer Universität vorausgesetzt. Aufgrund von persönlichen Erfahrungen schätze ich die Situation in Bezug auf eine deutschsprachige Suche und deren daraus resultierenden Suchergebnisse ähnlich ein. Wir finden viele Informationen, verstehen wir aber alle, was man uns versucht zu sagen? Die Studien zeigen, dass das unterschiedliche Niveau zwischen dem geschriebenen Wort und den vorhandenen Lesefähigkeiten Millionen von Amerikanern vor große Probleme stellt. Sind die angebotenen Informationen somit wertlos oder nur einer bestimmten Elite vorbehalten?
Sprachliche Barrieren können zudem die Situation verschärfen. Kurz gesagt, es gibt zu viel Jargon (Fachsprache) in den Texten.
Positiv hervorgehoben sollen somit jene Organisationen werden, die sich bemühen, trotz reduzierter Fachsprache interessante und informative Fachtexte zu erstellen. Auf diese Weise erhöht sich nicht nur der „Lesespaß“, sondern auch die Gesundheitskompetenz der Leser.
Ein Start-up Unternehmen in Amerika (Shadow Health) hat einen eigenen Prüfungssimulator entwickelt, der die Anwender zu einer angemessenen Ausdrucksweise zwingt. Andere Unternehmen wie Seamless Mediacal Systems, Mana Health oder Health Literacy Innovations gehen andere Wege, Health Literacy zum Wohle einer verbesserten Patientenbeteiligung im medizinischen Bereich Wirklichkeit werden zu lassen.
Ein weiterführender Literaturtipp: "The Costs of Poor Writing"
Quelle:
Stephanie Baum (2013). An illustration of the challenge low health literacy poses to outcomes (infographic). Link.