Wer kennt ihn nicht, den mündigen, informierten, kompetenten oder autonomen Patienten? Immer wieder wird von dieser Person in den Medien gesprochen. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass sich hier Politiker, Gesundheitsexperten und auch Krankenhausmanager einmal einig sind, dieser ideale Patient fehlt unserem Gesundheitssystem.
Schauen wir uns aber einmal an, welches Wissen und welche Voraussetzungen dafür notwendig sind, und danach können wir uns überlegen, ob wir ein solcher Mensch/Patient in Zukunft werden wollen oder bereits sind.
Als mündiger Patient wird man dann bezeichnet, wenn man den Wunsch hat, das Gesundheitswesen als mündiger Bürger und informierter Verbraucher kompetent zu nützen. Diese Menschen wollen mitreden und mitentscheiden, wenn es um Ihre eigene Gesundheit geht. Weiters verfügen sie über ausreichend , um selbständig agieren zu können. Sie streben nach mehr Selbstbestimmung, mehr Verbrauchersouveränität, Partizipation und auch mehr finanzieller Verantwortung.
Auch von rechtlicher Seite werden wir hier unterstützt, denn laut der Patientencharta haben wir einen Anspruch auf eine qualitativ hochwertige Behandlung und Versorgung und eine vollständige Aufklärung durch den behandelnden Arzt. Der Gesetzgeber schafft auf diese Weise die passenden Rahmenbedingungen und ein funktionierendes öffentliches Gesundheitswesen. Was er aber nicht machen kann, ist unsere Chance auf Eigenverantwortung zu übernehmen. Wir sind alle selbst gefordert, unsere Gesundheit bestmöglich mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln zu managen. Diese Eigenverantwortung schließt ein vorausschauendes gesundheitsbewusstes Verhalten und eine finanzielle Beteiligung im Genesungsprozess nicht aus.
Von rechtlicher und gesellschaftlicher Seite steht somit unserer weiteren Entwicklung nichts im Wege. Diese verstärkte Eigenkompetenz macht sich vor allem in der Arzt-Patienten-Beziehung bemerkbar, daher sollten wir uns ansehen, wie willkommen wir mit unseren neuen Fähigkeiten in dieser Beziehung sind.
In der besagten Arzt-Patienten-Beziehung war es vielfach die frühere paternalistische Haltung der Ärzte, die eine weitere Einbringung durch den Patienten verhindert hat. Die Zeiten ändern sich und somit auch vielfach die Ansichten der Beteiligten. Die Beteiligten sind klarerweise der Arzt und wir als Patienten. Eine Literaturanalyse (dt. Ärzteblatt, Dietrich 2006) hat gezeigt, dass es aus ärztlicher Sicht durchaus eine Heterogenität in den Ansichten gibt. Sofern es keine überzogene Anspruchshaltung und Kritik von Patientenseite gibt, streben die Ärzte eine Kooperation mit dem eigenverantwortlichen und aktiven Patienten an.
Sind wir als Patienten aber überhaupt in der Lage uns fachlich in den Entscheidungsprozess einzubringen? Das Internet und der freie Zugang zu Informationen würde es zumindest allen ermöglichen. Statistische Erhebungen zeigen, dass ein Großteil der Bevölkerung bereit ist und den Willen hat, mitzuentscheiden. Nur ein sehr kleiner Teil der Befragten will die Verantwortung weiterhin dem Arzt überlassen. Wenn wir aber von der Möglichkeit Gebrauch machen und uns selbst in den Entscheidungsprozess einbringen, so haben wir auf jeden Fall eine Option mehr. Denn wir können mitentscheiden, müssen aber nicht. Wo der Wille zur Mitsprache vorhanden ist und der Gesundheitsexperte zur Mitsprache einlädt, dort sollte und kann der mündige Patient Wirklichkeit werden.
Als treue Health Literacy Newsletter Leser wissen Sie bereits, wie und wo nach hochwertigen Informationen gesucht werden kann. Wie Sie Informationen kritischer hinterfragen können, dass erfahren Sie in einem der nächsten Newsletter.
Werden Sie sich Ihrer Kompetenzen bewusst und bringen Sie sich aktiv in den Gesundungsprozess ein.
In der Arzt-Patienten-Beziehung, wie auch im täglichen Leben, spielt die Kommunikation eine große Rolle. Erst der Informationsaustausch ermöglicht eine gemeinsame Entscheidungsfindung und sichert somit eine erfolgreiche Behandlung.