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Gesundheitsinformationen in einfacherer Sprache - rechtlich erlaubt?

Gesundheitsinformationen in einfacherer Sprache - rechtlich erlaubt?

Ist es rechtlich erlaubt, Gesundheitsinformationen in einfacherer Sprache zu formulieren?

 OnCall Magazine, 29.01.2009

 

Helen Osborne, einen amerikanische Vorreiterin auf dem Gebiet Health Literacy, unterrichtet in Ihren Workshops oft Ärzte oder Mitabeiter anderer Gesundheitsberufe wie diese mit Hilfe einfacher Worte medizinische Inhalte verständlich vermitteln können. Einfach und verständlich verlangt nach kurzen Sätzen und einfachen Wortwahl.

Das beinhaltet:

  • die Bereitstellung der Informationen aus Sicht des Betroffenen,
  • die richtige Wahl der Tonhöhe, damit der Betroffene zum weiteren Zuhören eingeladen wird,
  • die Verwendung von Wörtern die der Betroffenen kennt,
  • die Erklärung von Wörtern, die dem Betroffenen unbekannt sind aber bekannt sein sollten, 
  • die richtige Aufbereitung von Texten (z.B.: große Schrift, Verwendung der Textformatierung „fett“, ...).

Vielfach fragen Sie die Kursteilnehmer, ob eine vereinfachte Schreibweise im Einklang mit der Rechtssprechung steht. Darf ich einen Text derart vereinfachen? Joseph Kimble, Professor für Recht an der "Thomas Cooley Law School" in Lansing, Michigan weißt darauf hin, dass viele Juristen der Ansicht sind, dass vereinfachte Texte nicht ausreichend genau sind oder die entsprechende Organisation rechtlich ausreichend schützen. Kimble nennt diese Ansichten aber einen Mythos. Plain Language, also die einfache Ausdrucksweise, verändert nicht den Sinn des Inhaltes. In Wahrheit macht es eigentlich den Inhalt für alle verständlicher. Seiner Meinung nach deckt die übliche Schreibweise alle Arten von Unsicherheiten ab. Beispielsweise finden sich in solchen Texten Passagen wie „… bezugnehmend auf die angeführten Punkte …“, hier stellt sich aber die Frage, auf was wird genau Bezug genommen und wo finden sich die angeführten Punkte? Irgendwo im Text, weiter unten oder überhaupt in einem anderen Dokument? Hier wäre es für alle leichter, wenn der Hinweis stehen würde „um mehr zu erfahren, gehen Sie zur Seite x“.

Ein andere Mythos ist, dass die übliche Schreibweise notwendig ist, um ein Unternehmen vor einem unerwarteten Zwischenfall (z.B.: gerichtlichen Klagen) zu schützen. Das ist genauso ein Irrsinn, denn auch wenn die Informationen in einfacher Sprache angeboten worden wären, so hätten diese den gleichen substanziellen Inhalt und die gleiche Bedeutung und somit hätte die Organisation den gleichen Schutz.

Seiner Meinung nach ist es daher sinnvoll, sich mit einfachen Worten auszudrücken, das heißt, ein einfaches und nutzbringendes Schreiben für den Leser. Er empfiehlt daher die Einbindung von Juristen bei der Erstellung von einfachen Texten, auf diese Weise kann allen Eventualitäten schon früh vorgebeugt werden. Eine einfache Sprache kann immer dann verwendet werden, wenn zumindest der substanzielle Inhalt vermittelt wird.

Weitere Empfehlungen wie Krankenhausärzte mit Juristen zusammenarbeiten können:

Bilden Sie ein Team: Je nach Fragestellung empfiehlt es sich auch einen geübten Schreiber für die einfachen Texte hinzuzuziehen und auch einen wahrscheinlichen Leser dieser Texte. Die Krankenhausärzte definieren bereits im Vorfeld den zu vermittelnden Inhalt (z.B.: offizielle Empfehlungen), dadurch wird sichergestellt, dass der Inhalt aus medizinischer Sicht richtig ist. Die beigezogenen Juristen decken die rechtliche Seite ab. Der geübte Schreiber des Textes wiederum dient als einer der Vertreter der zukünftigen Leserschaft. Nach Fertigstellung wäre es ratsam, wenn der Text mehreren Lesern zur Überprüfung der Verständlichkeit vorgelegt wird. Schwachstellen können auf diese Weise früh erkannt und korrigiert werden.

Verwenden Sie eine einfache Ausdrucksweise: Die Verwendung von einfachen Wörtern ist eine Fähigkeit, wie jede andere. Ein einfaches Beispiel dazu ist, schreiben Sie anstatt von „der Studienteilnehmer“ „du“.

Verfassen Sie zusätzlich eine einfach geschriebene Zusammenfassung: Viele offizielle Texte sind lang und komplex geschrieben. Es sollte juristisch kein Problem sein, wenn Sie zu diesem Text auch eine kurze und einfach verständliche Zusammenfassung mitliefern. Zu bedenken gilt aber, dass:

  • Es muß klar gekennzeichnet sein, dass es sich nur um eine Zusammenfassung handelt
  • Der Inhalt ist halbwegs treffend formuliert und nicht irreführend.
  • Die Zusammenfassung verweist auf den vollständigen Text.

Erklären Sie nur jene Worte zusätzlich, die für das Verständnis notwendig sind. Seien Sie kritisch und erklären Sie keine unnötigen Passagen und Wörter.

Formatieren Sie den Text so, dass dadurch die Lesbarkeit verbessert wird: Die übersichtliche Gestaltung soll dazu beitragen, dass der Leser auf Anhieb jene Stellen findet, die für ihn wichtig sind. Viele Leser fühlen sich schnell überfordert, wenn alles wie in einem amtlichen Dokument aussieht.

In der Vergangenheit haben sowohl Juristen als auch Krankenhausärzte erkannt, dass es notwendig ist, verstärkt einfach verständliche Texte  anzubieten. Dieser Trend setzt sich aber langsamer in Bewegung als es sich Kimble wünscht. Erfreulicherweise unterrichten aber immer mehr juristische Fakultäten ihre Studenten in der Anfertigung von klar verständlichen Texten.

 

Erklärung: “Plain Language” Definition laut Wikipedia: Eine leichte Sprache oder einfache Sprache ist eine besonders leicht verständliche sprachliche Ausdrucksweise. Leichte Sprache soll vor allem Menschen mit geringen sprachlichen Fähigkeiten das Verständnis von Texten erleichtern. Sie ist damit eine Form der Barrierefreiheit.

Dieser Artikel wurde mit Erlaubnis von Helen Osborne übersetzt. Der vollständige englische Artikel findet sich unter: http://www.healthliteracy.com/

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Alexander Riegler, MPH, EMPH, BSc.

 

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Email: office@alexanderriegler.at

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