Diese Leistungen erbringen europäische Biobanken

Diese Leistungen erbringen europäische Biobanken

Alle Artikel zum Thema Biobanking sind der Masterarbeit von Skaiste Riegler entnommen - sie stehen dieser Homepage zur alleinigen Nutzung ohne kommerziellen Hintergrund zur Verfügung. Die Master-Arbeit wurde unter dem Titel: "Partner- und Fördermittelakquise in der human-medizinischen Forschung am Beispiel der Biobank Graz unter Berücksichtigung der vorhandenen Managementstrukturen" im Jahr 2014 an der Universität Witten/Herdecke - Fakultät für Medizin im Master-Fernstudiengang "Management von Gesundheits- und Sozialeinrichtungen geschrieben (Betreuer Prof. Dr. Jan Friedemann). Die Texte wurden vom Betreiber der Homepage modifiziert und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Allfällige Quellenangaben erhalten Sie auf Anfrage. Es wird gesondert darauf hingewiesen, dass ich, Alexander Riegler, im Rahmen meiner Unternehmensberatung keine Beratung im Bereich Biobanken anbiete. Sollten Sie Fragen zu Biobanken haben, so wenden Sie sich bitte an die Experten der Biobank Graz. Gerne stelle ich für Sie den notwendigen Kontakt her. Angeboten werden die Texte hier, damit die Bevölkerung im Rahmen der eigenen Gesundheitskompetenz in Zukunft bessere Entscheidungen treffen kann. Jede Person soll selbst beurteilen können und dürfen, warum eine Teilnahme an Studien, beispielsweise von einer Biobank, sinnvoll ist oder nicht.

 

Zentrale Biobank der Charité

Das Charité in Berlin ist die größte europäische Universitätsklink. Im Rahmen des ZeBanC-Projektes soll dort eine zentrale Biobank (ZeBanC) errichtet werden, die sowohl internen als auch externen Forscherteams als Infrastruktur für ihre Forschungsarbeiten zur Verfügung stehen soll.

Weiter ausgebaut wird diese auf den bereits vorhandenen Proben vorangegangener Sammlungen. Die Sammlungen wurden zusammengeführt und die dazugehörigen Daten in einer Datenbank gespeichert. Weiteres Probenmaterial wird prospektiv und in standardisierten Prozessabläufen an den drei Klinikstandorten gesammelt. Die Basis für den Betrieb bilden ein Ethikvotum, ein umfangreiches Datenschutzkonzept zur Wahrung der Rechte des Patienten sowie vordefinierte Prozesse zur Weitergabe von Material und sensiblen Patientendaten an Dritte.

Finanzielle Unterstützung erhält die ZeBanC durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (Deutschland). Die zugebilligten Förderungen dienen zum weiteren Aus- und Aufbau sowie zur Generierung von Best-Practice-Modellen, um in Zukunft weitere Biobanken an den deutschen Kliniken einrichten zu können.

In Bezug auf den Leistungsumfang steht für die ZeBanC vor allem die qualitätsorientierte Akquisition und Lagerung von humanen Proben und den assoziierten klinischen Daten im Vordergrund. Es werden aber auch Arbeitsschritte angeboten, die interessierten Forschern die eigene Analyse/Verarbeitung erspart.

Folgende Technologien werden angeboten (Charité - Universitätsmedizin Berlin):

  • Herstellung von Tissue Microarrays in verschiedenen Formaten
  • Immunhistochemische Färbung und Auswertung
  • Hochauflösendes Scannen von histologischen Schnitten (virtuelle Mikroskopie)
  • Gewinnung von hochwertiger DNA/RNA
  • Hochdichte Genexpressionsanalysen oder Nachweis selektierter Gene mittels real-time RT-PCR
  • Next-Generation-Sequenzierung
  • Proteomics (MALDI)

 

UK Biobank

Die UK Biobank, eine selbständige Gesundheitseinrichtung, provozierte mit Ihrer prospektiven Sammelstrategie jahrelang Auseinandersetzungen in der breiten Öffentlichkeit. Zwischen 2006 und 2010 wurden 500.000 Briten im Alter zwischen 40 und 69 Jahren dazu eingeladen, freiwillig ihre Erbsubstanz für das größte medizinische Experiment der Welt in Form einer neuen Gendatenbank zur Verfügung zu stellen. Über eine Follow-up-Zeit von 30 Jahren wird dann die Gesundheit der Probanden aufgezeichnet. Wissenschaftler erhoffen sich dadurch Aufschlüsse über die genetischen Ursachen von tödlichen Krankheiten wie Krebs, Alzheimer und Diabetes. Für die nicht frei zugängliche Gendatenbank in diesem Umfang wurden von der britischen Regierung, vom Wellcome Trust, vom Medical Research Council und anderen Fördergebern rund 90 Millionen Euro zur Verfügung gestellt (Grüber & Holfeld, 2005).

Die Biobank selbst wird von der Universität von Manchester betrieben und durch das National Health Service (NHS) unterstützt.

Die Qualitätssicherung wird durch ISO 9001:2008 und ISO27001:2005 belegt.

Seit 2012 wurde die Datenbank für die Forscher aus England und außerhalb zugänglich gemacht. Es spielt dabei keine Rolle, ob diese aus dem öffentlichen oder privaten Bereich, der Industrie oder Wissenschaft kommen. Sichergestellt werden muss jedoch, dass die Forschung gesundheitsbezogen und im öffentlichen Interesse steht.

Das Projekt wird ständig weiterentwickelt. In der Zeit zwischen 2011 und 2012 wurden Studienteilnehmer kontaktiert, die ihre Mailadressen hinterlegt hatten, und gebeten einen Fragebogen zum Thema Ernährung auszufüllen – 200.000 Teilnehmer antworteten. Von 2012 bis 2013 wurden wiederum 25.000 Teilnehmer gebeten, die Eingangsuntersuchung zu wiederholen. Informationen aus dem Krebs- und Sterberegister sowie die NHS Krankenhausdaten werden mit der Datenbank abgeglichen. Eine Vielzahl von weiteren Projekten sind bereits geplant oder bereits im Gange (UK Biobank Limited, 2014) (Wikipedia, 2014).

In Zukunft sollen nicht nur die stationären Daten der NHS Patienten sondern auch die Datensätze aus dem niedergelassenen Bereich in die Datenbank einfließen.

Eine wissenschaftliche Analyse zeigte: „UK Biobank has the potential, in ways that are not currently available elsewhere, to support a wide range of research" . Kritiker sind jedoch der Ansicht, dass die Gefahr besteht, dass möglicherweise falsche Schlussfolgerungen aus der Genkonstellation und den aufgetretenen Krankheiten gezogen werden könnten oder das die genetischen Informationen über die Patienten für kommerzielle Zwecke patentiert werden könnten (SpiegelOnline Wissenschaft, 2006) (BBC News, 2006) (GeneWatch UK).

 

Das nationale Biobankprojekt Island

Island stellt aufgrund seiner geografischen Lage ein besonderes Charakteristikum dar, denn es wurde davon ausgegangen, dass gerade dieses Insel-Volk eine besondere genetische  Homogenität aufweist. Das Ziel war es, die „Wikinger Gene“ der Isländer im vollen Umfang in einer Datenbank zu erfassen. Anfänge einer solchen Überlegung reichen im weitesten Sinne bereits mehr als 1000 Jahre zurück, damals wurden nämlich erste genealogische Aufzeichnungen durchgeführt. Studien haben jedoch in Folge nachgewiesen, dass die genetischen Informationen der Inselbewohner doch nicht so homogen sind wie gedacht, sie ist ähnlich durchmischt wie in anderen Ländern. Dieser Umstand erlaubt aber die Übertragbarkeit der gewonnen Informationen auf andere Populationen (Arnason, 2004) (Helgason, Yngvadottir, Hrafnkelsson, Gulcher, & Stefansson, 2005).

Die 1998 gegründete isländische Biobank hat eine gewisse Sonderstellung, da diese eine der ersten europäischen Biobanken war, in der genotypische mit phänotypischen Daten in Verbindung gebracht worden sind. Seit 2004 gab es immer wieder Konflikte zwischen den Betreibern der Datenbank und der zuständigen Datenschutzbehörde. Der Gesetzesentwurf der isländischen Regierung in zweiter Fassung von 1998 beinhaltete weitreichende Änderungen zugunsten der Isländer, so waren sie nicht mehr automatisch Teil der sogenannten Gesundheitsdatenbank (Act on a Health Sector Database, HSD), sondern hatten unter anderem ein gesondertes Widerspruchsrecht eingeräumt bekommen. Heute firmiert die Datenbank unter dem Begriff „Biogenetic Project“ (Grüber & Holfeld, 2005) (Palsson & Hardardottir, 2002).

Als das Gesetz zur Errichtung einer Gesundheitsdatenbank für Island (HSD) beschlossen wurde, sah es vor, dass es zu einer fast vollständigen bevölkerungsweiten Erhebung von persönlichen und medizinischen Daten in einer Datenbank kommt. Diese wurden aber bereits seit Jahren ohne ausdrückliche Zustimmung durch die Ärzte des Landes gesammelt. Ergänzend mussten nun die genetischen Daten basierend auf der individuellen DNA bestimmt werden. Die Summe dieser drei Sammlungen (persönlich, medizinisch und genetisch) stellt die Basis der Datenbank dar.

Gesetzlich geregelt war zudem die exklusive Nutzung der Datenbank durch das amerikanische Unternehmen deCODE auf eine Dauer von 12 Jahren.

Geplant war somit eine intensive Nutzung der Datenbank, um damit aus Sicht der Politik die isländische pharmakogenetische Forschung und die Biotechnologieindustrie auf ein konkurrenzfähiges Niveau zu bringen. Weiters sollte es durch die Ergebnisse zu einer höheren Effizienz im teuren Gesundheitssystem kommen.

1999 bis 2002 begann die Sammlung von 110.000 DNA-Proben mitsamt Gesundheitszustand der Probanden durch die Firma deCODE. Viele Ärzte und auch die großen Krankenhäuser (z.B.: Landspitali National University Hospital) verweigerten trotz gesetzlichen Auftrags die Weitergabe von Patientendaten. 2002 wurde der Ansatz zur umfassenden Datenbank von deCODE fallengelassen. 2003 entschied das Verfassungsgericht, dass das Gesetz zur Datenbank den Datenschutz nicht genügend schützt und die Verschlüsselung (Anonymisierung) der Daten unzureichend sei. Seit 2004 gibt es kaum noch Aktivitäten an der isländischen Biobank. Gescheitert ist somit auch der Plan der Regierung, Biomedizin, Biotechnologie und Biobanken dafür einzusetzen, weitreichende sozioökonomische und gesundheitspolitische Innovationen zu verwirklichen. 2009 meldete das Unternehmen deCode seine Insolvenz an (Revermann & Sauter, 2007).

 

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Alexander Riegler, MPH, EMPH, BSc.

 

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