Wir leben heute in einer "New Health Society" (Kickbusch, 2005), in der Gesundheit nicht nur Privatsache ist, sondern politisches, soziales und berufliches Thema. In einer zunehmend komplexen Gesundheitswelt ist es entscheidend, Gesundheitsinformationen verstehen, bewerten und anwenden zu können – kurz: über Gesundheitskompetenz zu verfügen.
Was bedeutet „Health Literacy“ – und warum ist das relevant?
Der englische Begriff „Health Literacy“ lässt sich schwer ins Deutsche übersetzen. Am ehesten spricht man von Gesundheitskompetenz – also der Fähigkeit, gesundheitsbezogene Informationen zu finden, zu verstehen, kritisch einzuordnen und im Alltag anzuwenden.
Das betrifft uns alle. Aber für Menschen im Gesundheitsberuf ist diese Kompetenz besonders wichtig. Denn sie sind nicht nur Informationsnutzer, sondern auch Multiplikator:innen – in der Arbeit mit Patient:innen, im Unterricht, im Team.
3 Ebenen der Gesundheitskompetenz nach Nutbeam (1999)
- Funktionale Gesundheitskompetenz: Grundlegende Lese-, Schreib- und Verständnisfähigkeiten.
- Interaktive Gesundheitskompetenz: Aktive Informationsverarbeitung, Kommunikation und selbstständige Entscheidungen.
- Kritische Gesundheitskompetenz: Reflexion über Inhalte, Quellen und gesellschaftliche Zusammenhänge.
Gerade die kritische Ebene ist für Ausbildende und Fortbildungsangebote zentral – denn hier geht es um Selbstwirksamkeit, Eigenverantwortung und professionellen Umgang mit Information.
Warum Gesundheitskompetenz im Netz neu gedacht werden muss
Das Internet bietet scheinbar unbegrenzten Zugang zu Gesundheitsinformationen – doch Quantität ersetzt keine Qualität. Die meisten Nutzer:innen starten mit Google. Kommerzielle Anbieter dominieren die ersten Treffer, während evidenzbasierte Inhalte oft im Ranking untergehen.
Viele Menschen können Suchergebnisse kaum bewerten. Studien zeigen: Nur ein Bruchteil nutzt Suchoperatoren oder Fachbegriffe – und landet oft auf Seiten, die mehr versprechen als sie halten.
Für Gesundheitsberufe heißt das: Medienkompetenz gehört heute zur Berufskompetenz. In unseren eLearning-Kursen und dem BMA-Newsletter thematisieren wir deshalb auch die digitale Gesundheitsbildung und den kritischen Umgang mit Onlinequellen.
Was ist eHealth Literacy?
Norman & Skinner (2006) definieren eHealth Literacy als die Fähigkeit, Gesundheitsinformationen aus digitalen Quellen zu suchen, zu finden, zu bewerten und für Entscheidungen zu nutzen.
Das ist mehr als Googeln. Es geht um:
- gezielte Suche mit passenden Begriffen
- Erkennen von Quellen und Interessenskonflikten
- Verstehen und Einordnen von Fachsprache
- kritische Bewertung von Inhalten, Grafiken, Zahlen
Warum das in der Praxis oft scheitert
Viele Seiten wirken auf den ersten Blick vertrauenswürdig. Aber Werbung, reißerische Versprechen oder unklare Autorenangaben machen es schwer, zwischen fundierter Information und Meinung zu unterscheiden.
Selbst bei zertifizierten Gesundheitsseiten (z. B. mit HONcode) wird oft nur die Form geprüft – nicht die fachliche Tiefe. Deshalb braucht es mehr als Logos: Es braucht Kompetenzen zur eigenständigen Bewertung.
Was eLearning dazu beitragen kann
In unseren Kursen und LaboLogic-Lernkarten üben wir gezielt:
- Unterscheiden von Fachinformation und Werbung
- Verstehen medizinischer Grundbegriffe
- Anwendung auf echte Fallbeispiele
Für Interessierte in Bildungskarenz oder im Spitalsbetrieb bieten wir zudem Module zur Gesundheitskompetenz und digitalen Recherche an.
Fazit: Gesundheitskompetenz ist mehr als Wissen
Gesundheitskompetenz bedeutet, informiert handeln zu können. Gerade im digitalen Zeitalter braucht es kritisches Denken, digitales Know-how – und die Fähigkeit, Wissen in Handlung umzuwandeln.
Unsere eLearning-Formate leisten dazu einen konkreten Beitrag – praxisnah, verständlich und jederzeit zugänglich.