Gesundheitskompetenz im Kindergarten forcieren

Gesundheitskompetenz im Kindergarten forcieren

Hierbei handelt es sich um die Arbeit einer Studentin (Gastautorin). Die Ausgangsfrage war, was würden Sie mit 100.000 Euro machen?

 Setting Kindergarten

Die Digitalisierung in Gesundheitsförderung bietet für die Menschen eine Vielzahl von Möglichkeiten, um die eigene digitalen Gesundheitskompetenz jedes Einzelnen durch neue digitaleGesundheitsplattformen und neue Anwendungen wie z.B. Apps von entscheidender Bedeutung und zählt zu den größten Chancen der digitalisierten Welt von morgen. Aus meiner Sicht ist das Thema, aufgrund ihrer gesundheitlichen Relevanz sowie der digitalen und technischen Entwicklung zentral gesetzt und sehr aktuell. Daher wären für mich mehr Informationen zu diesem Thema wünschenswert. Ich wünsche mir auch mehr Informationen zu Stärkung der Gesundheitskompetenz in den verschiedenen Bereichen (Gesundheitswesen, Bildung, Arbeitswelt, ...) als Vergleich sowie die Unterschiede bei soziodemographischen Merkmalen (Alter, Geschlecht, Bildung…).

 

Welche Best/Good Practice Projekte wurden zu Stärkung der Gesundheitskompetenz bereits durchgeführt? Welche Maßnahmen wurden bereits umgesetzt und welche waren wirksam? Welche Potenziale und Herausforderungen wurden identifiziert?

 

Um die Gesundheitskompetenz zu verbessern, sehe ich das Potenzial im Bildungssystem. Bildung ist eine wichtige Voraussetzung für die Erhaltung von Gesundheit und wird auch als Gesundheitsdeterminante festgelegt. Sie ist eine der Haupteinflussfaktoren für ein gesundes, selbstbestimmtes Leben. (Bauer, Okan & Hurrelmann, 2018). Nicht nur, dass es vielen Menschen schwer fällt gesundheitsrelevante Informationen zu verstehen aber auch ist es dringend notwendig, da auch viele Informationen, die wir in Medien lesen, oft verzerrt oder falsch sind. Wie die Studie des Departments für Evidenzbasierte Medizin und Klinische Epidemiologie der Donau-Universität Krems herausgefunden hatte, ist die tatsächliche Faktenlage von rund 60 Prozent der Medienberichte mit medizinischen Inhalten stark verzerrt, von rund 30 Prozent leicht verzerrt und lediglich nur 11 Prozent der untersuchten Berichte sind tatsächlich evidenzbasiert. (Kerschner, Wipplinger, Klerings & Gartlehner, 2015, www).

Diese wenigen Prozente guter Information herauszufiltern ist für die Menschen schwierig und aufwendig und erfordert ein hohes Maß an Gesundheitskompetenz.

 

Sorenson Modell

 

Daher finde ich Schulungen für Menschen zum Wissen und den Handwerkszeugen für die Beantwortung von Gesundheitsfragen sinnvoll. Die Menschen sollen unabhängige Informationen und Beratungen erhalten und dazu ermutigt werden, selbstbestimmt gesundheitliche Entscheidungen zu treffen, was zu einer Stärkung des Empowerments und der Gesundheitskompetenz führt. Diese Schulungen sollen Grundkenntnisse von einfachem Computer/Internet-Bedienung, Recherche in Gesundheit-Datenbanken, kritische Betrachtung/Bewertung von Gesundheitsinformationen und Interpretation von Maßzahlen bis hin zu Informationen über Patienten/innen-Rechte vermitteln. Des Weiteren sollen diese lebendig und praxisbezogen mittels verschieden Szenarien direkt und partizipativ mit den Teilnehmenden oder mit Hilfe von Computerspielen gestaltet werden.

 

Ich kann persönlich in Zukunft aktiv dazu beitragen, wenn ich als Schulungstrainerin in den Gemeinden derartige Workshops für Menschen mit niedriger Gesundheitskompetenz durchführe sowie Multiplikatoren ausbilde.

 

Wenn ich nun 100.000 Euro für ein Projekt meiner Wahl zur Verfügung hätte, würde ich in die Bildung investieren. Die Bildung spielt eine wichtige Rolle für die Gesundheitskompetenz und damit für die Gesundheit der Bevölkerung. Bildungsbezogene Initiativen können die Gesundheitskompetenz im gesamten Lebensverlauf direkt und indirekt beeinflussen und Menschen unterstützen, gesundheitsförderliche Entscheidungen zu treffen vom Kindergarten bis hin zur Erwachsenenbildung. (Bauer, Okan & Hurrelmann, 2018, www).

 

Eine Investition in die Basisbildung von ErwachsenenEltern müssen sich als Eltern weiterbilden

 

Bereits Studien aus den neunziger Jahren belegen Zusammenhänge zwischen Basisbildung wie das Lesen, Schreiben, Rechnen und der Gesundheit. In vielen Fällen zeigt sich eine unterdurchschnittliche Gesundheitskompetenz insbesondere bei Menschen mit schlechter Bildung, bei Menschen mit Migrationshintergrund, bei chronisch Kranken und bei älteren Personen ab 65.Aus diesem Grunde ist es wichtig, gezielt auf besonders vulnerable Gruppen zuzugehen, da ein klarer Zusammenhang von gesundheitlicher und sozialer Ungleichheit nachweisbar ist. (Rath, 2017, www).

 

Ich sehe daher ein großes Potenzial in der Reduzierung von Defiziten im Lesen oder Schreiben, da diese fast jeden Zugang zu Gesundheitsinformationen behinderten. Menschen aus bildungsfernen Gruppen haben es schwerer, sich Informationen zu besorgen, diese zu verstehen und dann gesundheitsbewusst zu handeln. (Schaeffer, Vogt, Gille, Berens, 2018, www). Aber gerade bei Menschen mit geringer Basisbildung ist die Fokussierung auf den Informationsaspekt nicht wirkungsvoll, mehr wichtig ist, dass die Angebote niederschwellig sind und das Bedarf und Bedürfnisse der Zielgruppe in Vordergrund stehen. Aufgrund des schwierigen Zugangs wäre gerade hier ein intensiveres gemeinsames Vorgehen des Gesundheits- und Bildungssystems sinnvoll.

Ich finde, dass ein umfassendes systematisch ausgerichtetes Bildungsangebot für Personen mit nicht ausreichender Basisbildung mit dem Schwerpunkt Gesundheit entwickelt werden soll, um langfristig ihre Gesundheit- und Bildungskompetenzen zu erhöhen. (Rath, 2017, www). Angedacht sind gesundheitsfördernde Workshops. Das Gesundheitskompetenzthema sollte in die Basisbildung integriert werden, damit Themen, die zur persönlichen Gesundheit beitragen, in den Lese-, Schreib- und Rechenunterricht wie auch in die Arbeit am Computer einfließen können. Diese Workshops sollten durch Basisbildungstrainer/innen durchgeführt werden, die eine Weiterbildung zum Thema benachteiligte (vulnerable) Zielgruppen absolvierten. Darüberhinaus müssen Multiplikatoren/innen in der Region entwickelt werden, um den Zugang zu dieser Zielgruppe erleichtern zu können.

Es ist aber zu bedenken, dass eine reine Verbesserung der Lese- und Schreib- und Rechenfähigkeit allein nicht ausreicht, um eine Steigerung der Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung zu erzielen. Vielmehr muss auch an der Förderung der Gesundheitskompetenz in der Politik und Organisationen gearbeitet werden. Gezielt müssen zielgruppenspezifische Maßnahmen entwickelt werden, die mit den alltäglichen Handlungen einer Person kompatibel sind.

 

Anderseits würde ich in die Gesundheitskompetenz im Bereich

Kindergarten investieren: Bereits im Kindergartenalter sollte eine Kompetenz- und Entwicklungsförderung im Bereich Gesundheit stattfinden. Durch die Freiheit von Notendruck, Anwesenheitspflicht, Auslesefunktion und Konkurrenz, Richtlinien und administrativen Vorgaben und fachlicher Einseitigkeit besteht hier ein eindeutig größerer Handlungsspielraum als in der Schule und so wird die pädagogische Arbeit in hohem Maße erleichtert (Zimmer, 2002, S.46). Es wird hier nicht nur auf den Gesundheitsstatus der Kinder positiv Einfluss genommen, sondern es werden darüber hinaus auch gesundheitsförderliche Verhaltensweisen erlernt (Kliche, 2008, S.14).

Der Kindergarten ist einer der ersten Orte, an dem Kinder im Kontakt mit neuen Bezugspersonen Lebenserfahrungen sammeln. Hier werden erste soziale Beziehungen aufgebaut, Vorbilder entdeckt und Verhaltensweisen gelehrt. Sich in der jeweiligen Bildungseinrichtung wohl zu fühlen und gute Lernbedingungen vorzufinden, gehört zu den grundlegenden Bausteinen für eine gesunde Entwicklung. (Land Steiermark, 2016, www).

 

Im Setting Kindergarten werden drei wesentliche Ziele verfolgt. Den gesunden Entwicklungsprozess der Kinder und deren Erzieher/innen positiv zu beeinflussen und ihre Gesundheitskompetenzen und Ressourcen zu stärken wurden als zwei Ziele identifiziert. Eltern und Beschäftigte der jeweiligen Einrichtung werden in diesen Prozess als Multiplikatoren einbezogen, da Kinder nicht nur direkt, sondern auch über die Unterstützung durch Eltern und Beschäftigte in ihrer gesunden Entwicklung gefördert werden können. Die Gestaltung eines gesundheitsförderlichen Lebens- und Arbeitsumfeldes wird als Ziel Nummer drei erstrebt. (Kindergesundheit-info.de, 2016, www). Ich finde, dass eine soziale Vernetzung zwischen den Kindergartenpädagogen/innen, Erzieher/innen und Eltern erreicht werden sollte. Durch Diskussionen, Erfahrungs- und Wissensaustausch wird die interaktive Gesundheitskompetenz gesteigert. Gedacht sind z.B. Stammtische direkt im Kindergarten, die am späten Nachmittag oder am Abend stattfinden können, da diese Räume in dieser Zeit leer sind. Neben denKindergartenpädagogen/innen, den Eltern und Erhaltern muss aber auch die Außenwelt (Bund, Land, Politik, Grundschule sowie Ausbildungs- Fort- und Weiterbildungsstellen) betrachtet werden, der unmittelbare Einfluss auf eine erfolgreiche Implementierung von Gesundheitsförderung im Setting Kindergarten nimmt. (Thaller, 2013, S.127).

 

Um die Gesundheitskompetenz bei Kindern zu steigern würde ich Maßnahmen im Bereich Bewegung, ausgewogene Ernährung und psychosoziale Gesundheit ergreifen. Motivation und praktische Kompetenzförderung müssen über der theoretischen Wissensvermittlung stehen. Dabei sollte darauf geachtet werden, nicht mit erhobenem Zeigefinger zu kommunizieren, sondern die Kinder sollten dazu animiert werden, die Verantwortung fürs eigene Wohlbefinden zu übernehmen.

Angedacht sind Spiele für Drinnen und Draußen. Malspiele, Schreibspiele, Fingerspiele und Denkspiele oder Rollenspiele zum Thema Gesundheitskompetenz.

Dabei lernen die Kinder spielend die eigene Gesundheit zu verstehen. Damit es nicht langweilig wird, müssen natürlich immer wieder neue Spiele entwickelt werden. Zusammenfassend stellt die Gesundheitskompetenz immer noch eine unterschätzte Dimension in der Gesundheitspolitik dar. Daher neben der Steigerung der Gesundheitskompetenz bei den Menschen muss auch ein Umdenken in systemischen Gesundheitsfragen stattfinden. In den Organisationen im Gesundheitswesen müssen gesundheitskompetente Maßnahmen in ihre Prozessabläufe integriert werden. Nur durch die gemeinsame Zusammenarbeit der Individuen, Akteure/innen in den Einrichtungen und politische Entscheidungsträger/innen an der Verbesserung der Gesundheitskompetenz, kann das Gesundheitssystem die Herausforderungen der heutigen Zeit bewältigen.

 

 

Quellen:

Bauer, U., Okan, O., Hurrelmann, K. (2018). Stärkung der Gesundheitskompetenz im Bildungssektor. In: Versorgungsforschung Monitor. Verfügbar unter: https://www.monitorversorgungsforschung.de/Abstracts/Abstract_2018/mvf0518/Staerkung_Gesundheitskompetenz%20 [10.02.2019]

Kerschner, B., Wipplinger, J., Klerings, I., Gartlehner, G. (2015). Wie evidenzbasiert berichten Print- und Online-Medien in Österreich? Eine quantitative Analyse. Verfügbar unter: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1865921715001087 [11.02.2019]

Kindergesundheit-info.de. (2016). Gesundheit von Kindern in der Kita fördern. Verfügbar unter: https://www.kindergesundheitinfo.de/fuer-fachkraefte/hintergruende-grundlagen/gesundheitsfoerderung/gesundheit-in-der-kita/ [10.02.2019]

Kliche, T. (2008). Prävention und Gesundheitsförderung in Kindertagesstätten, (Auflage 1). Beltz Juventa Verlag

Land Steiermark-Amt der Steiermärkischen Landesregierung (2016). Gesundheitsförderung in Kindergarten & Schule, Gesundheit. Verfügbar unter: http://www.gesundheit.steiermark.at/cms/beitrag/11656543/72561408 [09.02.2019]

Rath, O. (2017). Health Literacy für “vulnerable” Zielgruppen: Beispiele guter Praxis. In: Erwachsene Bildung. Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung. Verfügbar unter: https://erwachsenenbildung.at/aktuell/nachrichten_details.php?nid=12020 [10.02.2019]

Schaeffer, D., Vogt, D., Gille, S., Berens, E.M. (2018). Gesundheitskompetenz in vulnerablen Bevölkerungsgruppen. In: Versorgungsforschung Monitor. Verfügbar unter: https://www.monitor-versorgungsforschung.de/Abstracts/Abstract_2018/mvf-06-18/Schaeffer_Gesundheitskompetenz_vulnerabel [10.02.2019]

Thaler, M. (2013). Schaffung eines gesundheitsfördernden Kindergartens. Masterarbeit. Fachhochschul-Masterstudiengang Management im Gesundheitswesen. Pinkafeld

Zimmer, R. (2002). Gesundheitsförderung im Kindergarten. In: BZgA Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. (Hrsg.). Köln. "Früh übt sich -Gesundheitsförderung im Kindergarten. Verfügbar unter: http://www.kinderumweltgesundheit.de/index2/pdf/aktuelles/10041_1.pdf [04.02.2019]

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